Teilhabe – Begründungen und Bedingungen
Ohne Dich / ohne mich fehlt etwas Wesentliches.
Echte Teilhabe ereignet sich in der gegenseitigen Anerkennung und damit verbunden in der Haltung, dass der:die Andere wichtig für mich und uns ist. Dadurch entsteht eine Augenhöhe, die strukturell und kulturell geschaffene Differenzen insofern zu überwinden sucht, dass sie keine Diskriminierung zulässt. Teilhabe lässt das Gegenüber in seiner Andersartigkeit bestehen und schätzt es. Echte Teilhabe impliziert daher immer auch Teilgabe an ein Ganzes.
Teilhabe junger Menschen in der Kirche
Junge Menschen in der Kirche sind oft in der Situation, dass sie als Objekte pastoralen Handelns betrachtet werden. Obschon sie vom Staat und vom Kirchenrecht mündige Personen sind, erfahren sie vielerorts eine starke Abhängigkeit und wenig Spielraum, um sich als Subjekte in das pastorale Handeln der Kirche selbst einbringen zu können.
Dabei liegen in der Teilhabe junger Menschen grosse Potenziale. Junge Menschen stehen in einer Lebensphase, in der sie schon einiges an Erfahrung mitbringen. Sie verfügen über einen Grad an Reife, der es zulässt, das bisher Erfahrene zu reflektieren und zu entscheiden, was davon jetzt und in Zukunft für sie - und die Gemeinschaft vor Ort - relevant ist.
Der Glaubenssinn junger Menschen
Papst Franziskus hebt die Bedeutung des Glaubenssinn (senus fidei) junger Menschen in Christus vivit deutlich hervor. Dabei nimmt er die Aussagen aus dem Abschlussdokument der Bischofssynode 2018 zu "Die Jugendlichen, der Glaube und Berufungsunterscheidung" auf, die die verantwortungsvolle Teilhabe junger Menschen am kirchlichen Leben nicht als Option, sondern als unverzichtbares Element für das Leben jeder Gemeinschaft unterstreichen. Begründet auf der Taufe und dem damit verbundenen allgemeinen Priestertum werden junge Menschen als gleichwertiger Teil der Kirche betont und ihre Teilgabe ins Ganze als unverzichtbar gesehen.
Authentischer Glaube verkündigen
Die Bischofssynode 2018 hat junge Menschen als einen jener theologischen Orte (locus theologicus) herausgehoben, in denen der authentische Glaube bezeugt und so zu seiner Verkündigung und Weitergabe massgeblich beiträgt. Junge Menschen werden von dieser Erkenntnis aus von Papst Franziskus aufgefordert, selbst Hauptakteure der Jugendpastoral zu werden und dazu eigene Wege zu suchen sowie zu gehen.
Eigenständigkeit als wichtiges Ziel der Teilhabe
Teilhabe bedeutet deshalb nicht einfach ein Mitwirken an bereits Bestehendem, sondern sie setzt voraus, dass junge Menschen selbständig entscheiden und Ressourcen einsetzen können. Diese Eigenständigkeit ermöglicht es jungen Menschen, ihren Glaubenssinn und ihre eigene Art der Verkündigung und Weitergabe des Evangeliums (auch mit anderen Teilen von Kirche) wirkungsvoll in Verbindung zu bringen.
Partizipation und Teilhabe
Bei Partizipation wird in Grade der Entscheidungskompetenz unterschieden und daher in Stufen dargestellt. Je grösser die Entscheidungskompetenz, desto höher die Partizipationsstufe. Dabei ist zu beachten, dass immer die drunterliegende Stufe erfahren werden muss, um auf die nächst höhere Stufe zu gelangen.
Teilhabe weist bereits einen hohen Grad in den Partizipationsstufen aus. Sie unterscheidet sich von der Konsultation oder Mitwirkung insofern, dass die Selbstorganisation und Entscheidungskompetenz in viel höherem Masse verwirklicht sind. Damit steigt auch die Intensität und Authentizität der Teilgabe junger Menschen an Kirche.
Junge Menschen, die sich in der Teilhabe in der Kirche engagieren, sind ein Teil von jungen Menschen. Sie sind die in Christus vivit als Protagonist:innen ausgewiesenen Personen, die Hauptakteure der Veränderung und der Jugendpastoral sind. Von ihnen aus werden weitere junge Menschen in tieferen Beteiligungsebenen motiviert, sich in Kirche zu engagieren und zu beteiligen. Die Beteiligungspyramide zeigt dabei auf, dass sich mehr junge Menschen mit tieferen Partizipationsstufen zufrieden geben, da ihre Möglichkeit des Engagements begrenzt sind oder ihr Interesse sich auf punktuelle Mitwirkung beschränkt.
Weiterführende Artikel
Teilhabe - Partizipation und Beteiligung
In diesem Artikel wird die Teilhabe mit den Partizipationsstufen und der Beteiligungspyramide in Beziehung gesetzt.
Das professionelle Rollenverständnis bei der Teilhabe junger Menschen - Artikel folgt.