Swiss for Greece – Zwischen Inselträumen und Alltagsrealität
Ein Jugendprojekt mit Herz und Hürden
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Skyros – eine griechische Insel im Ägäischen Meer, mit strahlender Sonne und einer Bevölkerung, die sich über jede helfende Hand freut. Genau dort setzt das Jugendprojekt Swiss for Greece der Fachstelle Jugend der kath. Landeskirche TG an: Jedes Jahr im Herbst reisen junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren nach Griechenland, um sich vor Ort sozial zu engagieren. Ein Projekt, das verbindet – Kulturen, Generationen, Lebenswelten.
Klingt traumhaft – und ist es auch. Aber hinter dem strahlenden Bild vom sozialen Engagement unter südlicher Sonne steckt mehr: Knochenarbeit, Frust, Ehrenamt in der Krise – und die grosse Frage, wie man junge Menschen langfristig für gesellschaftliches Engagement begeistert.
Up: Begeisterung, Begegnung, Bedeutung
Die Stimmung auf Skyros ist einzigartig. Wer einmal dort war, kommt verändert zurück. Viele Teilnehmende berichten von tiefen Eindrücken, neuen Perspektiven und einem Gefühl von Sinn, das sie im Alltag oft vermissen. Die Reise schafft Gemeinschaft – unter den jungen Leuten, aber auch zwischen ihnen und den Menschen vor Ort. Für manche beginnt hier eine persönliche Entwicklung, die über die Reise hinausreicht.
Es ist motivierend zu sehen, wie viel Wirkung man mit kleinen Gesten erzielen kann. Ein frisch gestrichener Schulhof, Spiele mit Kindern, Renovationsarbeiten bei älteren Menschen und Lebensmittelpakete für verarmende Bewohner:innen – Hilfe, die ankommt.
Down: Der harte Weg zurück in den Alltag
Doch so inspirierend die Zeit auf Skyros auch ist – zurück in der Schweiz holt die Realität viele schnell ein. Zwischen Studium, Job, Freizeit, Leistungsdruck und einem eng getakteten Alltag geraten Herzblut und Engagement oft unter Druck. Viele junge Menschen wollen sich weiterhin engagieren – und versuchen es auch –, doch die Umsetzung ist alles andere als leicht. Der Wunsch nach Teilhabe ist da, aber er stösst auf die begrenzten Ressourcen des Alltags.
Swiss for Greece will unter dem Jahr weiterleben – durch Spendenaktionen, Events und Vernetzungsarbeit. Doch hier zeigt sich eine der grössten Herausforderungen: Partizipation fordert. Sie braucht passende Rahmenbedingungen. Teilhabe ist möglich, wenn man sie ernst nimmt und flexibel gestaltet.
Die Motivation der jungen Menschen lässt sich nicht einfach in den Alltag hinüberretten. Ehrenamt ist in einer Gesellschaft, die Effizienz, Karriere und Selbstoptimierung feiert, leider anspruchsvoll.
Verbindlichkeit wird zur Seltenheit. Viele möchten sich zwar einbringen, aber wenn’s konkret wird, kommt das Leben dazwischen. Termine platzen, Ideen versanden – und am Ende bleibt die Verantwortung oft an wenigen Engagierten hängen. Partizipation ist kein Selbstläufer – sie ist ein Knochenjob. Besonders für die, die sie organisieren.
Was tun?
Die Fragen, die sich stellen, sind nicht neu – aber sie drängen: Wie schaffen wir Strukturen, die junge Menschen wirklich mitnehmen? Wie kann freiwilliges Engagement so gestaltet werden, dass es nicht als zusätzliche Alltagsbelastung, sondern als echte Bereicherung empfunden wird?
Vielleicht braucht es flexiblere Formate, kleinere Mikroengagements, stärkere digitale Tools. Vielleicht auch eine gesellschaftliche Debatte darüber, welchen Wert das Ehrenamt heute noch hat – und warum es sich lohnt, dafür Zeit zu schaffen.
Fazit: Spannungen ernst nehmen, Räume schaffen
Swiss for Greece ist ein wunderbares Projekt mit grossem Potenzial. Es zeigt, wie junge Menschen etwas bewegen können – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Gleichzeitig macht das Projekt deutlich, wie sehr junge Engagierte zwischen Wunsch und Wirklichkeit stehen: Sie haben Herzblut, sie wollen gestalten – und doch ist da diese Spannung zwischen Engagement, Alltagsanforderungen und eigenen Bedürfnissen. Wenn wir wollen, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen, müssen wir ihnen auch Räume geben, in denen das möglich ist. Räume, in denen Teilhabe nicht zur zusätzlichen Last wird, sondern sich in ihr Leben einfügt.