Verzwicktes Fragen–Spiel (Wicked-Question Game)
Das Verzwickte Fragen-Spiel dient dazu, die Frage hinter der Frage zu finden, also die eigene Frage zu vertiefen. Wie bei der Hermeneutik in den Sozialwissenschaften geht es bei diesem Spiel darum, Bedeutungszusammenhänge und den Sinn einer Frage zu verstehen bzw. zu erörtern. Dadurch wird ein neuer sozialer Kontext geschaffen, der es ermöglicht einen anderen Blickwinkel einzunehmen. So ergeben sich sehr schnell neue Möglichkeiten für scheinbar unlösbare Probleme. Dieses Spiel entstand auf einem AoH-Training vor einigen Jahren. Das Ansinnen: Man befragt das Problem, bis es platzt.
Ablauf
Zunächst sucht jede und jeder Teilnehmende nach einer Frage, die sie bzw. ihn tief beschäftigt. Diese Frage kann in die Runde von 5 Personen eingebracht werden - drei nehmen Platz, zwei stehen beobachtend in einem äußeren Kreis, hören zu und hosten das Gespräch. Im inneren Kreis beginnt jemand mit seiner bzw. ihrer Frage, alle weiteren Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen dürfen ebenfalls nur mit Fragen antworten. Das heißt, das Gespräch wird nur über Fragen strukturiert. Alle Beteiligten können jederzeit auch ihre Fragen einbringen. Es wird keine Antwort gegeben, nur weiter gefragt. Impulse nach Antworten werden gestoppt. Aus der Ausgangsfrage soll eine schärfere, tiefere Frage entstehen.
Die zwei Personen im Außenkreis sind mit der Frage beschäftigt: Was braucht es, damit ich ein guter Gastgeber bzw. gute Gastgeberin bin? Wie kann ich in meiner Rolle unterstützen, dass gute Fragen entstehen? Oder es taucht der Impuls auf: Ich will auch mitspielen und gebe ein Zeichen, um den Platz mit den Personen im Innenkreis zu tauschen.
Die Gesamtdauer des Spiels beträgt rund 60 Minuten, nach einer kurzen Einführung und der Fragephase von rund 40 Minuten folgt die Ernte (ca. 15 Min.). Der Prozess führt vielfach zu erstaunlichen Lösungen, für die es ansonsten viel Zeit brauchen würde.
Material
Die ursprüngliche Frage wird auf einem blauen Zettel aufgeschrieben, die Frage, die aus dem Prozess entsteht, wird am Ende der Zeit auf einem orangen Zettel neu formuliert/festgehalten – gesammelt.
Beispiele
„Was ist Glück?“ wurde zu: „Bin ich glücklich?“
„Wie unterstütze ich am besten meinen Weg in die eigene Kraft?“ wurde zu: „Wie kann ich ruhig bleiben, wenn ich sehe, worauf die Welt zusteuert?“
„Wie können wir Schülerinnen und Schüler zum Engagement für eine bessere Gesellschaft motivieren?“ wurde zu „Was hat das Feuer in mir entfacht?“ und
„Warum landet das Brot immer mit der Marmeladenseite nach unten?“ wurde zu: „Warum kann die Marmelade nicht in der Mitte sein?“