Die Ernte dient der kollektiven Weisheit, Intelligenz und Klarheit der Organisation, Gruppe oder Gemeinschaft.

Die Sicherung der Ergebnisse soll von Anfang an in der Vorbereitung und Planung eines Prozessdesigns bedacht werden.

Auch der Harvesting-Prozess muss gehostet werden: Das bedeutet das Halten der gemeinsamen Absicht vor, während und nach dem Meeting bzw. den Gesprächen, die geerntet werden sollen. Das bedeutet aber auch das Unterstützen und Hosten des Ernte-Teams selbst.

Die Ernte soll absichtsvoll sein, klar bezüglich des Ziels und auch klar bezüglich all dessen, was wir im Anschluss an das Meeting zur Verfügung stellen wollen. Daher müssen wir wissen und entscheiden, was wir warum ernten: Was werden die sichtbaren und greifbaren Ergebnisse sein? Welche unsichtbaren, nicht greifbaren Elemente sollen auch geerntet werden? Wer wird das brauchen und wie werden die AdressatInnen das Geerntete verwenden?

Ernte-Arbeit hat mit Konsequenz zu tun. Wir ernten das, was wir verarbeiten können und verarbeiten das, was wir ernten, ohne lose Enden übrig zu lassen. Wenn wir Menschen bitten, mit uns etwas zu ernten, müssen wir wissen, wie diese Ernte verwendet wird, wie sie brauchbar wird und eine Hebelwirkung für die Umsetzung bekommt. Wir ernten nicht um des Erntens willen.

Ernten ist partizipativ, das heißt: So viel wie möglich soll von allen TeilnehmerInnen während des Prozesses geerntet werden. Vor allem aber die Auftraggeber und Stakeholder sollen sich daran beteiligen, den Ergebnissen und dem, was im Prozess hervortritt (emergiert), Sinn und Bedeutung zu geben.

Einen guten Ernte(-Prozess) zu entwerfen ist ein strategischer Akt – immer angebunden an Absicht und Ziel des Prozesses im Blick auf das große Ganze.

Es kommt auf die Fragen an: Was und wie wir fragen bestimmt das, was wir bekommen.

Ernte ist sowohl absichtsvoll und geplant als auch emergent: Wir widmen beidem unsere Aufmerksamkeit.

Für die Ernte brauchen wir eine Vielfalt an Zugängen und Ausführungsarten, um jederzeit entscheiden zu können, welche gerade am besten passen. Unterschiedliche Arten der Ernte (zum Beispiel geschriebenes Material, digitale Tools, Bilder und Visualisierungen, Geschichten, Theaterszenen etc.) entfalten unterschiedliche Wirkungen.

Weniger ist manchmal mehr: Es geht darum, kollektive Klarheit zu erreichen und nicht kollektive Verwirrung durch ein Zuviel (an Daten, guten Absichten, Ernte-Versuchen, Artefakten …).

In der Ernte sind immer unsere je eigene Kreativität und unser Hausverstand gefragt – sie können nicht ersetzt werden (auch durch dieses Handbuch nicht!).

Quelle: AoH-Manual: Professional Programme on Facilitation and Participatory Leadership – Art of Hosting Alpbach, August 2018, Seite 62. Ins Deutsche übertragen von Elisabeth Anker