Dynamic Facilitation (xiv)

Dynamic Facilitation ist eine offen moderierte Gruppendiskussion mit einer kleineren Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern (je nach Einsatzform zwischen 8 und 22), die von Jim Rough (www.tobe.net) entwickelt wurde.

Die Methode baut auf die Kreativität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Lösungsfindung und distanziert sich dabei bewusst von konventionellen, linearen Moderationsstrukturen. Dynamic Facilitation eignet sich insbesondere bei emotional aufgeladenen Fragestellungen und für „knifflige“, konfliktträchtige Themen.

Die Methode wird sowohl in der Organisations- und Unternehmensberatung angewendet als auch bei Beteiligungsprozessen (Bürgerräte) oder im Rahmen von Workshops bei ergebnisoffenen Prozessen. In Workshops wird mit 8 bis 15 Teilnehmer:innen gearbeitet, bei Bürger:innen-Räten liegt die Zahl der zufällig ausgewählten (!) Teilnehmer:innen bei 16 – 20. Auf die Bürger:innen-Räte wird hier nicht näher eingegangen. Was ist ein Bürgerrat? (buergerrat.de)

Anwendungsfelder

Besonders geeignet ist die Methode

  • bei kreativer Lösungsfindung bei gleichzeitigem Aufbau von Vertrauen in einer definierten Gruppe (choice-creating  Finden möglichst vieler Lösungsansätze).

  • wenn alle Teilnehmenden ein echtes Interesse haben, eine Lösung herbeizuführen.

  • Konflikthaften, emotionalen Themen, für die es keine offensichtliche Lösung gibt.

Bei der Arbeit mit Dynamic Facilitation kommt es häufig zu einem „kreativen Durchbruch“: eine gemeinsame Lösung taucht auf, sie emergiert. Wenn allerdings nur ein begrenzter Zeitrahmen zur Verfügung steht, kommt es möglicherweise nicht zu einem kreativen Durchbruch. In diesem Fall muss anschließend an die DF-Sessions eine konventionelle Entscheidungsfindung durchgeführt werden. Alle Teilnehmenden sollten während des gesamten Moderationsprozesses anwesend sein. Für das Finden von sachlichen und emotional nicht belasteten Lösungen sind andere Kreativitätsmethoden wie z. B. Brainstorming geeigneter.

Ablauf

Vier Plakatwände/ Flipcharts werden mit den folgenden Überschriften betitelt:

  • Herausforderungen / Fragen

  • Lösungen / Ideen

  • Bedenken / Einwände

  • Informationen / Sichtweisen

Unter dem Stichwort „Herausforderungen / Fragen“ werden Aussagen gesammelt, die das zu lösende Problem beschreiben. Diese werden als Fragen formuliert: „Wie können wir xy erreichen?“

Auf dem Plakat mit dem Titel „Lösungen / Ideen“ werden alle genannten Lösungen geschrieben, unabhängig davon, auf welches der formulierten Probleme und Fragestellungen sie sich beziehen.

Bei den „Bedenken / Einwänden“ werden jene Befürchtungen gesammelt, die zu den bereits bestehenden Lösungsvorschlägen formuliert wurden.

Durch die klare Trennung auf unterschiedlichen Plakatwänden/ Flipcharts erhalten die Lösungsvorschläge keine negative Bewertung; gleichzeitig werden die Bedenken jedoch anerkannt und somit wird der emotionalen Komponente Rechnung getragen.

Alle weiteren Äußerungen, Fakten, Informationen und Beobachtungen, die von den Teilnehmenden geäußert werden, kommen auf die Liste „Informationen und Sichtweisen“. Es spielt keine Rolle, ob die hier benannten Punkte der Wahrheit entsprechen oder falsch sind.

Während des gesamten Prozesses schreibt der Moderator bzw. die Moderatorin auf allen vier Wänden mit. Alle Beiträge werden laufend durchnummeriert, sodass der Gesprächsverlauf nachvollziehbar ist.

Wenn alle Probleme, Lösungsvorschläge, Bedenken und sonstigen Anmerkungen, die die Teilnehmenden bereits in den Prozess mit hineingetragen haben, benannt und auf den Tafeln visualisiert worden sind, setzt eine gewisse „Leere“ in der Diskussion ein. Es ist nun möglich, sich aus der „Verhaftung der Gedanken“ zu lösen und es entsteht offener Raum für etwas Neues. Nun tritt das schöpferische und kreative Potenzial innerhalb der Gruppe zutage. Treten dennoch zu einem späten Zeitpunkt neue Probleme, Bedenken o. Ä. auf, werden diese ebenfalls auf den Plakatwänden gesammelt. Das Ziel ist nicht, eine alternative Lösung A, B oder C zu finden. In Dynamic Facilitation geht es eher darum, einen gemeinsamen kreativen Durchbruch zu erlangen, der auch die Spannung innerhalb der Gruppe löst und von allen als richtiger Lösungsweg empfunden wird.