Die innere Haltung: Gastgeber:in sein
Selbstorganisation und Innovation, Ko-Kreation und die Zumutung, Kontrolle zugunsten eines gemeinsamen "chaordischen“ Prozesses aufzugeben, setzen eine innere Haltung der Bereitschaft voraus, sich – durchaus gut geplant und vorbereitet! – auf Unplanbares einzulassen. Wir nennen diese Haltung „Gastgeber:in sein“: das Willkommenheißen des Unbekannten, eine Haltung, die sich übt im Raumgeben und Bewirten von Menschen, ihren Ideen, aller Verschiedenheit, der Buntheit der Unterschiede, der Fragen, Erfahrungen und Erkenntnisse, die auftauchen mögen. Diese Haltung verlangt es uns ab, uns als Gastgeber:in - als Host – nicht zum „Besitzer“, zur „Bestimmerin“ des Prozesses zu machen, um ein bestimmtes Ergebnis, das vielleicht schon vorgegeben worden ist, zu erreichen, sondern in einer offenen Haltung des Ermutigens und Zulassens, des Fragenstellens und Erkundens wirkliche Beteiligung aller zu ermöglichen. Hosts verpflichten sich der Frage, die am Beginn des Prozesses steht, dem Sinn und Zweck (purpose) und der Gruppe – und sie achten darauf, die wesentlichen und wichtigen Gespräche, die entstehen können, methodisch bestmöglich zu unterstützen.
Partizipatorisches Führen und Beteiligungswerkzeuge sind kraftvolle Interventionen, die viel Energie in die Gruppe bringen und Kreativität, Arbeitsfreude und – bei aller Verschiedenheit – ein Wir-Gefühl in die Gruppe bringen. Setzen Sie Beteiligung nur ein, wenn Sie wirklich die Mitgestaltung der Betroffenen zu einer Frage, zu einem Problem wollen und mit den Ergebnissen dieses ko-kreativen Prozesses weiterarbeiten werden. Wer Beteiligung dazu zweckentfremdet, Menschen zu "beruhigen“ und zu „beschäftigen“, um damit ein ohnehin vorher schon geplantes oder festgelegtes Vorgehen „freundlicher“ aussehen zu lassen, missbraucht das Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft der Menschen.